Herstellung von alkoholfreiem Wein: Verfahren, Vorteile & Herausforderungen

Alkoholfreier Wein erfreut sich wachsender Beliebtheit – sei es aus gesundheitlichen Gründen, während der Schwangerschaft oder bei einem bewussteren Lebensstil. Doch wie wird Wein eigentlich alkoholfrei hergestellt? Welche Verfahren gibt es, und worin unterscheiden sie sich? In diesem Artikel geben wir Ihnen einen umfassenden Überblick über die gängigen Methoden zur Entalkoholisierung von Wein, inklusive ihrer Vor- und Nachteile.

Was ist alkoholfreier Wein?

Per Definition handelt es sich bei alkoholfreiem Wein um echten Wein, dem nach der Gärung der Alkohol entzogen wurde. Der Alkoholgehalt muss in Deutschland unter 0,5 % vol. liegen, um als „alkoholfrei“ bezeichnet werden zu dürfen. Wichtig: Dies unterscheidet sich klar von Traubensaft, der gar nicht vergoren wird.

Verfahren zur Herstellung von alkoholfreiem Wein

1. Vakuumdestillation

Vakuumdestillation ist eines der ältesten Verfahren zur Entalkoholisierung. Dabei wird der Wein unter Unterdruck (Vakuum) auf etwa 25–30 °C erhitzt. Durch den verringerten Siedepunkt verdampft der Alkohol bereits bei niedriger Temperatur, was die Aromen weitgehend schont.

Vorteile:

  • Schonender für temperaturempfindliche Aromastoffe
  • Bewährtes, etabliertes Verfahren

Nachteile:

  • Verlust flüchtiger Aromen möglich
  • Teilweise süßer Geschmack durch verbleibenden Restzucker
Weitere Details zur Vakuumdestillation von Alkohol

2. Umkehrosmose

Bei der Umkehrosmose wird der Wein unter hohem Druck durch eine halbdurchlässige Membran gepresst. Diese trennt Alkohol und Wasser von den größeren Molekülen wie Tanninen und Aromen. Der Alkohol wird anschließend aus dem Filtrat entfernt, der aromatische Rückstand mit Wasser versetzt.

Vorteile:

  • Aromen und Struktur bleiben gut erhalten
  • Präzise Kontrolle des Alkoholentzugs

Nachteile:

  • Aufwändiges, teures Verfahren
  • Technisch anspruchsvoll

3. Spinning Cone Column (SCC) – Rotationskegelverfahren

Das Rotationskegelverfahren ist ein modernes, industrielles Verfahren, bei dem der Wein durch eine Reihe rotierender Kegel fließt. In mehreren Stufen werden zuerst Aromen und dann der Alkohol extrahiert. Die Aromen werden später wieder dem alkoholfreien Wein zugeführt.

Vorteile:

  • Sehr aromaschonend
  • Geringe thermische Belastung
  • Hochwertige Ergebnisse

Nachteile:

  • Sehr teuer in der Anschaffung
  • Meist nur in großen Weingütern eingesetzt

Vergleich der Entalkoholisierungsverfahren

VerfahrenAromaschonungKostenTechnikaufwandAnwendung
VakuumdestillationMittelNiedrigGeringWeit verbreitet
UmkehrosmoseHochHochHochPremium-Weine
Spinning Cone ColumnSehr hochSehr hochSehr hochIndustrie & Export

Herausforderungen in der Herstellung

Die Herstellung von alkoholfreiem Wein ist technisch anspruchsvoll. Ohne Alkohol als Geschmacksträger kann der Wein an Tiefe verlieren. Zudem fehlt oft die typische Struktur, die durch Tannine und Alkohol entsteht. Moderne Verfahren versuchen diesen Nachteil durch gezieltes Aromamanagement auszugleichen.

Vorteile von alkoholfreiem Wein

  • Geringerer Kaloriengehalt
  • Ideal für Autofahrer, Schwangere und Gesundheitsbewusste
  • Immer häufiger in Bio-Qualität erhältlich
  • Steigende Qualität durch innovative Verfahren

Fazit

Alkoholfreier Wein ist mehr als ein Trend – er ist ein eigenständiges Genussprodukt mit wachsender Fangemeinde. Dank moderner Entalkoholisierungstechnologien wie der Spinning Cone Column oder der Umkehrosmose ist es heute möglich, alkoholfreien Wein mit hochwertigem Geschmacksprofil zu erzeugen. Beim Kauf lohnt es sich, auf das Herstellungsverfahren zu achten – besonders, wenn man besonderen Wert auf Geschmack legt.

Quellen:

  1. Deutsches Weininstitut – https://www.deutscheweine.de
  2. Ökotest über alkoholfreie Weine – https://www.oekotest.de
  3. Fachzeitschrift „Der Winzer“ (Artikel zur Entalkoholisierung)
  4. Buch: „Technologie des Weines“ – B. H. Müller

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